Strickschrift lesen einfach erklärt (mit Beispielen!)

[Werbung]: Wenn Du über einen unserer Affiliate-Links kaufst, bekommen wir eine Provision.

Die Anleitung für ein Strickmuster kann schriftlich oder mit einer so genannten Strickschrift dargestellt werden. Hier zeigen wir Dir, wie Du eine Strickschrift lesen und verstehen übst.

Eine Strickschrift ist eine vereinfachte Methode, um die Schritte Deiner Strickanleitung darzustellen. Aber um ein Strickmuster lesen zu können, musst Du auf ein paar Dinge achten.

Und: Es lohnt sich! Denn eine Strickschrift lesen zu können gibt Dir einen neuen Blickwinkel beim stricken von Mustern, Motiven und Projekten, die Dir sonst fehlen würde.

Du lernst hier, was die Symbole in der Illustration einer Strickanleitung bedeuten und in welcher Richtung wir die Reihen in einem Strickmuster-Diagramm lesen.

Außerdem findest Du Hilfe beim Strickanleitung lesen für spezielle Muster wie Zopfmuster oder Ajourmuster.

Was ist eine Strickschrift?

Die Strickschrift ist die visuelle Darstellung Deiner Strickanleitung.

Strickschriften werden in einem Raster abgebildet.

Jede Reihe der Strickschrift entspricht einer gestrickten Reihe in Deiner Arbeit. Und jedes Kästchen entspricht einer Masche oder einer bestimmten Stricktechnik.

Eine Strickschrift bildet fast ausnahmslos die Vorderseite unserer Arbeit ab.

Dabei wird mit Farben und Symbolen entweder ein ganzes Motiv oder ein Wiederholungsmuster dargestellt.

Neben einer schriftlichen Anleitung bietet ein grafisches Strickmuster eine Möglichkeit auf einen Blick zu sehen, was wir gerade stricken und wie es weiter geht.

So wird es ganz einfach sich zu merken, wo in der Arbeit wir gerade sind. Und es ist so viel einfacher Fehler beim stricken nachzuvollziehen.

Solch eine grafische Strickanleitung lesen zu können, bietet also einen riesigen Vorteil gegenüber dem abarbeiten der reinen Textanleitung eines Musters.

Denn wir können direkt mit den Maschen auf unserer Nadel abgleichen, welche Maschen übereinander oder nebeneinander liegen sollen.

Und das Beste: So eine Strickschrift lesen lernen ist gar nicht schwer!

Denn grafische Strickmuster sind universell lesbar und folgen diversen Regeln.

Und dabei spielt die Sprache keine Rolle, denn auch z.B. englische Strickschriften lesen wir nach dem gleichen Schema. Wir müssen dann eben nur evtl. die Übersetzungen der verwendeten Techniken beherrschen.

Eine Strickschrift lesen lernen

Um ein Strickschrift richtig lesen zu lernen, musst Du nur ein paar Dinge berücksichtigen.

Beginnen wir mit der Leserichtung:

Üblicherweise beginnt eine Strickschrift immer in der unteren rechten Ecke.

Von dort aus arbeitest Du Reihe für Reihe Deinen Weg durch das Muster von unten nach nach oben.

Eine Strickschrift bildet die Vorderseite Deines Strickmusters ab. Jede Reihe Deiner Strickschrift entspricht einer Strickreihe.

Und jede Reihe Deiner Strickschrift wird in der Richtung gelesen, in der Du sie von der Vorderseite aus betrachtet strickst.

Die erste Reihe nach dem Maschenanschlag und alle anderen Hinreihen der rechten Seite strickst Du in der Regel von rechts nach links.

Nach einer Hinreihe wendest Du die Arbeit und strickst eine Rückreihe.

In der Strickschrift werden Rückreihen von links nach rechts gelesen. Denn wir schauen ja wie gesagt von der Vorderseite aus auf unser Strickmuster.

Es gibt natürlich auch Fälle, bei denen wir mit einer Rückreihe beginnen.

Die Nummerierung der Reihen zeigt Dir an, auf welcher Seite Du beginnst und in welche Richtung Du arbeitest.

Steht die Reihennummer rechts, beginnt die Reihe rechts. Gefolgt wird sie von einer Rückreihe, bei der die Reihennummer entsprechend links neben der Strickschrift findest.

Achtung: Nicht immer werden Rückreihen abgebildet. Aber dazu kommen wir später noch.

Arbeitest Du in der Runde, entfallen natürlich die Rückreihen.

Denn Du wendest Dein Strickteil ja nie und bist nach einer Runde immer wieder am gleichen Startpunkt.

Du arbeitest dann also alle Reihen immer von rechts nach links. Das Strickanleitungen lesen wird hier also ganz einfach.

Also, nochmal zusammengefasst wie wir eine Strickanleitung lesen und verstehen:

Um ein Strickmuster richtig zu lesen, arbeiten wir von unten nach oben.

Hinreihen werden von rechts nach links gelesen. Rückreihen werden von links nach rechts gelesen.

Tipp:

Gerade für Anfänger kann es hilfreich sein sich eine Strickschrift auszudrucken. Dann kannst Du Reihe für Reihe z.B. mit einem Lineal markieren, welche Reihe gerade dran ist.

Symbole in Strickschriften

Beim Strickanleitungen lesen lernen kommst Du um die vielen kleinen Symbole in Deinem Strickschema nicht herum.

Denn wir finden in jedem Kästchen ein Symbol. Diese repräsentieren eine Masche bzw. eine bestimmte Stricktechnik.

Auch ein leeres Kästchen hat eine Bedeutung und steht in aller Regel für eine rechte Masche.

So siehst Du nicht nur, welche Maschen nebeneinander liegen. Es wird auch direkt sichtbar, welche Maschen später mal übereinander liegen sollen.

Und bei z.B. Abnahmen, Zunahmen oder Zöpfen werden Symbole genutzt, bei denen die Neigung dieser Techniken direkt sichtbar wird. 

Aber: Die Bedeutung der Stricksymbole ist nicht einheitlich, so dass Du immer zuerst einen Blick in die Legende Deiner Strickschrift werfen solltest.

Und dabei fällt Dir bestimmt schnell auf, dass vielen Symbolen zwei Bedeutungen zugeordnet sind. Eine für die Rückseite, eine für die Vorderseite.

Legende

Vorderseite: 1 re
Rückseite: 1 li

Vorderseite: 1 li
Rückseite: 1 re

Denn auch die Symbole in Deiner Strickschrift werden immer so dargestellt, wie sie auf der Vorderseite erscheinen sollen!

Wenn wir zum Beispiel auf der Vorderseite eine linke Masche sehen wollen, müssen wir diese auf der Rückseite natürlich rechts stricken.

Beim glatt rechts stricken arbeiten wir die Vorderseite mit rechten Maschen und die Rückseite mit linken Maschen.

Beim kraus rechts stricken arbeiten wir auf der Vorderseite und auf der Rückseite alle Reihen mit rechten Maschen.

Beim einfachen Perlmuster liegen immer abwechselnd rechte und linke Maschen nebeneinander und übereinander.

Das sieht dann in einer Strickschrift z.B. so aus:

Glatt rechts

Hinreihen:
Rechte Maschen
Rückreihen:
Linke Maschen

Kraus rechts

Hinreihen:
Rechte Maschen
Rückreihen:
Rechte Maschen

Perlmuster

Hinreihen:
[1 re, 1 li]
Rückreihen:
[1 re, 1 li]

Willst Du die Symbole in einer Strickanleitungen lesen und verstehen musst Du also immer beachten, ob Du gerade vorne oder hinten strickst.

Ja, diese Art der Darstellung bedeutet für Anfänger etwas Hirnakrobatik!

Aber sie bietet eben auch den Vorteil, dass unser Strickmotiv in der Strickschrift auf einen Blick sichtbar ist.

Verschiedene Designer nutzen manchmal unterschiedliche Formate, um Stricksymbole darzustellen.

Normalerweise findest Du deshalb bei jeder Strickschrift eine Legende mit genauen Instruktionen zu jedem Symbol.

Es geht ganz schnell bis Du die üblichen Strickzeichen lesen und umsetzen kannst, versprochen!

Übrigens: Nicht immer steht das Symbol in einem Kästchen wirklich für eine einzelne Masche!

Denn es gibt viele Techniken, die über keine oder mehrere Maschen gearbeitet werden.

Einfache Abnahmen werden i.d.R. über zwei Maschen, doppelte Abnahmen über drei Maschen gearbeitet.

Bei einem Umschlag stricken wir gar keine der vorhandenen Maschen, sondern arbeiten eine einfache Zunahme aus dem Arbeitsfaden.

Trotz Zunahmen und Abnahmen hat am Ende jede Reihe genau 11 Maschen!

Dennoch werden diese Techniken oft mit Symbolen in einem einzigen Kästchen der Strickschrift dargestellt.

Symbole in der Strickschrift bilden also nicht unbedingt immer wirklich eine Masche ab.

Es ist eher so: Jedes Symbol entspricht einer Aktion.

Das wird vor allem so gehandhabt, wenn Zunahmen und Abnahmen so angeordnet sind, dass jede Reihe am Ende wieder die gleiche Anzahl Maschen hat.

Mustersatz oder Rapport

Als Mustersatz oder Rapport bezeichnet man sich wiederholende Abschnitte.

Diese werden meist nur einmal abgebildet, sollen aber mehrmals nebeneinander oder nacheinander gestrickt werden.

Solche Wiederholungsmuster werden meist mit einem bunten oder dicken Rahmen hervorgehoben.

Oft werden Randmaschen rund um einen Mustersatz gearbeitet.

Diese sind nicht Teil des Rapports und werden nur einmal am Reihenanfang und -ende wiederholt.

Beispiel:

Hier schlagen wir zum Beispiel eine durch 6 teilbare Anzahl Maschen (die Breite des Mustersatzes) plus 4 Maschen auf jeder Seite an.

Also 6+8 Maschen.

Wie oft Du den Mustersatz nebeneinander wiederholen sollst, entnimmst Du im Zweifelsfall der schriftlichen Anleitung.

Dort wird meist definiert wie viele Maschen Du anschlagen sollst.

Wiederholbare Elemente werden im Textteil mit einem Sternchen * oder runden oder eckigen Klammern () [] gekennzeichnet.

Beispiel:

Sollen wir den Mustersatz in unserem Beispiel 4mal nebeneinander wiederholen, müssen wir 6×4+8 Maschen (also 32 Maschen) anschlagen.

Wie oft hintereinander Du einen Rapport wiederholst, steht ebenfalls in der Strickanleitung.

Und dort ist auch definiert, falls Du nur bestimmte Reihen des Musters wiederholen sollst.

Manchmal soll der Mustersatz auch einfach fortlaufend bis zu einer bestimmten Länge des Strickteils wiederholt werden.

Beachte:

Wenn wir eine Vorbereitungsrunde stricken, gehört diese nicht zum Rapport und wird bei Wiederholungen nicht nochmal gestrickt!

Strickschrift ohne Rückreihen

Manchmal werden in einer Strickschrift nur die Hinreihen abgebildet.

Das ist vor allem dann der Fall, wenn die Anleitung für die Rückreihe immer gleich ist und keine neue Information liefern würde.

Bei vielen Lochmustern werden z.B. alle Maschen in den Rückreihen immer links gestrickt. Das bietet dann keinen wirklichen Mehrwert diese Maschen in der Strickschrift abzubilden.

Alle Rückreihen (orange) werden gleich gestrickt!

Bei manchen Mustern ergeben sich die Rückreihen auch automatisch. Das ist dann der Fall, wenn wir die Rückreihen „im Muster arbeiten“ sollen.

Dabei stricken wir Maschen einfach so wie sie uns auf die Nadel kommen (rechte Maschen rechts stricken und linke Maschen links stricken). Das kriegen wir auch ohne Strickschrift hin!

Denn in einer Strickschrift würde das bedeuten die gleiche Reihe zweimal abzubilden!

Man findet diesen Fall zum Beispiel bei den Mosaikmustern.

Hier sind in der Strickschrift oft nur die Hinreihen eingezeichnet. Die Rückreihen müssen wir uns selbst denken.

In so einem Fall können wir die Strickanleitung richtig lesen, indem wir auf die Nummerierung der Strickreihen achten.

Denn nun beginnen alle Reihen auf der gleichen Seite und sind nicht fortlaufend nummeriert.

Strickschrift ohne Rückreihen

Oft passieren die interessanten Manöver ja ohnehin auf der Vorderseite der Arbeit.

Es spart zudem nicht nur Papier und Tinte, wenn man in solchen selbsterklärenden Fällen die Rückreihen in der Strickschrift einfach weglässt.

Oftmals hat man auch einen besseren Überblick über das gestrickte Motiv, wenn nur jede zweite Reihe dargestellt wird.

Leere Kästen in der Strickschrift

Bei manchen Strickmustern hat nicht jede Reihe die gleiche Anzahl Maschen.

Um dennoch eine ordentliche Strickschrift zu liefern, werden auch diese nicht vorhandenen Leermaschen mit einem Platzhalter abgebildet.

Diese fehlenden Maschen wurden entweder in einer Vorreihe bereits abgenommen. Oder sie werden erst später dazukommen, fehlen aber in der aktuellen Reihe noch.

Diese ausgegrauten Kästen zeigen an, dass hier noch keine Masche oder keine Masche mehr ist. Beim Strickschrift lesen werden diese Kästen ignoriert.

Tu einfach so, als wäre das Kästchen nicht da und lies weiter bei der nächsten Masche!

Manchmal wird auch mit fehlenden Kästen gearbeitet, um die Form eines Strickteils sichtbar zu machen. Zum Beispiel, wenn wir zum Ende eines Projekts hin Maschen abnehmen.

Oder wenn wir ein dreidimensionales Objekt mit einer zweidimensionalen Zeichnung illustrieren wollen (zum Beispiel das Farbmotiv rund um eine Mütze).

Strickschriften für Zopfmuster

Zopfmuster gehören zu den Techniken, die ein eigenes Set an Stricksymbolen nutzen.

Aber um in einer Strickschrift Zopfmuster lesen zu können, müssen wir zunächst den Aufbau von Strickzöpfen verstehen.

Zöpfe entstehen, wenn wir Maschen miteinander verkreuzen.

Dabei können wir diese Maschen jeweils auf der Vorderseite oder auf der Rückseite übereinander legen.

Zöpfe erstrecken sich über mindestens zwei Maschen, können aber auch deutlich breiter oder asymmetrisch sein.

Und Zöpfe werden meist aus glatten Rippen auf einem Untergrund aus krausen Maschen gestrickt. Sollen Zöpfe über den krausen Untergrund „wandern“, werden die Zopfrippen mit linken Maschen verkreuzt.

Du siehst, es gibt hier also ziemlich viele Varianten.

Symbole für Zopfmuster müssen all die verschiedenen Eigenschaften dieser Muster abbilden können. Und obendrein gibt es verschiede Darstellungsweisen für Zopfmuster.

Symbole für Zopfmuster zeigen aber immer ziemlich selbsterklärend an, in welche Richtung der Zopf sich auf der Vorderseite kreuzen soll.

Hier einige Beispiele für Zopfmuster-Symbole:

Um beim Strickschrift lesen Zopfmuster zu verstehen, müssen wir in der Regel einfach nur die Symbole genau ansehen.

  • Breite: Über wie viele Maschen streckt sich das Symbol?
  • Symmetrie: Wie viele Maschen sollen über wie viele andere Maschen gekreuzt werden?
  • Richtung: Wird der Zopf auf der Vorderseite nach rechts oder links gekreuzt?
  • Hintergrund: Werden rechte und linke Maschen vertauscht?

Ajourmuster-Strickschrift lesen

Die Anleitungen für manche Ajourmuster bestehen manchmal nur aus einer Strickschrift.

Denn viele Lochmuster für Schaltücher und ähnlich große Projekte sind asymmetrisch oder haben eine enorm hohe Maschenanzahl pro Wiederholungsmuster.

Da wäre eine komplette Textanleitung mühsam zu lesen.

Die Strickschriften für Lochmuster fallen oft durch einige besondere Merkmale auf:

Typische Techniken für diese Muster sind geneigte Abnahmen und Umschläge.

Oft werden nur die Hinreihen abgebildet. Wie oben schon erwähnt macht das immer dann Sinn, wenn alle Rückreihen sowieso alle gleich gearbeitet werden.

Und das ist eben bei solchen Lochmustern wie in unserem Beispiel der Fall, bei denen z.B. auf der Rückseite immer nur links gestrickt wird.

Was Du in den nicht abgebildeten Rückreihen machen sollst, wird in der Regel in der schriftlichen Anleitung zu einem Muster kommentiert.

Eine weitere Besonderheit von Ajourmustern ist der häufige Einsatz von fehlenden Maschen in der Strickschrift. Diese dienen als Platzhalter, damit die Strickschrift ordentlich aussieht.

Denn Ajourmuster kommen oft bei geformten Strickteilen wie Tüchern zum Einsatz.

Und Abnahmen und Zunahmen werden bei dieser Technik ziemlich großzügig eingesetzt, um das Strickteil zu formen.

Daher kommt es hier besonders häufig vor, dass die Maschenanzahl zwischen verschiedenen Reihen schwankt.

Und namensgebend für Ajourmuster (frz. ajour = Durchbruch, Öffnung) sind natürlich die Löcher im Maschenbild.

Diese werden durch Umschläge erzeugt.

Umschläge erschaffen eine neue Masche auf der Nadel, die keine Verbindung zu einer darunter liegenden Masche hat. Dennoch wird sie in der Strickschrift der Einfachheit halber als normales Kästchen eingezeichnet.

Stricken wir den Umschlag in den Rückreihen links, entsteht aber ein Loch im Maschenbild.

Und die vielen Abnahmen bei Ajourmustern werden u.a. gestrickt, um eine Zunahme der Maschenzahl durch die vielen Umschläge wieder zu bereinigen.

Einfache Abnahmen werden über zwei Maschen gearbeitet, nehmen aber ebenfalls nur ein Kästchen Deiner Anleitung ein.

So bleibt die Maschenanzahl je Reihe konstant und die Strickschrift wirkt aufgeräumt.

Wenn Du die Anzahl der Maschen in einem Mustersatz für Ajourmuster liest, musst Du aber etwas mitdenken und Dich vorher mit allen Symbolen vertraut machen.

[1] Interweave: How To Read Knitting Charts (engl.)

[2] Ysolda: How To Read Knitting Charts (engl.)

3] Handarbeitslexikon: Strickschrift.